Donnerstag, 19.30 Uhr – Handball-Zeit in der Sporthalle der Gesamtschule Holweide. Pünktlich zu Trainingsbeginn findet man sich in einem Gewirr aus Stimmen, geprellten Bällen und dem Quietschen der Schuhe auf dem Hallenboden wieder. Nur ein Spieler kann heute nicht am Training der ersten Herrenmannschaft teilnehmen: Michel Kalisch. Der Kapitän laboriert an einer alten Knieverletzung und absolviert daher ein alternatives Kraftprogramm neben dem Feld. Eine gute Gelegenheit, um von ihm ein paar Einblicke in den Handballsport und die Abteilung beim MTV zu erhalten.
Michel erzählt, er spiele bereits seit seinem siebten Lebensjahr Handball. Mit 14 Jahren sei er zum MTV gekommen. Am Handball gefallen ihm besonders die Schnelligkeit und Dynamik, sagt er – und dass es ein Teamsport ist. Denn Handball wird mit sieben Spielern gespielt: sechs Feldspielern und einem Torhüter. Michel selbst ist auf der Position der Rückraum Mitte zuhause. „Mir macht es Spaß das Spiel zu lenken und in den
in den unterschiedlichen Spielsituationen die richtigen Spielzüge und Abläufe einzuleiten“, so der Spielmacher. Jede Position erfordert dabei andere Fertigkeiten: Die Außenspieler müssen schnell sein, Kreisspieler durchsetzungsstark und körperlich robust, Spieler auf den Halbpositionen verfügen meist über einen harten und gezielten Wurf. „Und die ganz Verrückten stellen sich ins Tor“, so Michel mit einem Augenzwinkern. Mit Blick auf so einige überstandene Verletzungen stellt er fest: „Ja, Handball wird nicht umsonst von manch einem als Kampfsport bezeichnet. Aber die Härte im Spiel macht schon Spaß – vor allem, weil sie im Handball immer mit einer besonderen Art von Fair Play verbunden ist. War ein Foul mal zu hart, hilft man dem Gegenspieler wieder auf die Beine. Und spätestens nach dem Spiel klatscht man sich dann ab und das Ganze ist Geschichte.“
So ein körperbetontes und schnelles Spiel setzt eine gute physische Kondition voraus. Ausdauer- und Krafttraining spielen somit eine elementare Rolle im Handball. Der Grundstein wird hier meist in der Saisonvorbereitung gelegt, ehe es an technische und taktische Elemente geht. Michel hat dazu allerdings eine klare Meinung: „Im Training ist natürlich das Handballspielen das Beste! So etwas wie das dienstägliche Krafttraining macht dann eher weniger Spaß, gehört aber einfach dazu und ist wichtig für die Verletzungsprävention.“ Genau aus diesem Grund ist Michel zusätzlich im MTV-Sportzentrum angemeldet, wo er sein regelmäßiges Krafttraining absolviert. „Dort ist es schön familiär. Man kennt viele, die dort trainieren und hat eigentlich immer jemanden zum Quatschen. Zudem ist es nicht so überlaufen wie die Fitnessstudios, in denen ich vorher angemeldet war. Und es gibt eine Sauna, die ich oft und gerne nutze.“
Über den sportlichen Aspekt hinaus schätzt Michel das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Mannschaft und der Handball-Abteilung: „Ich habe meine Pappenheimer sehr gerne und wir lachen viel zusammen und unternehmen auch abseits des Platzes viel miteinander. Das macht den MTV aus – jeder kennt und schätzt sich. Die Mannschaften sind untereinander gut verknüpft und es wird auch viel mit der gesamten Abteilung unternommen. Da sind schon echte Freundschaften entstanden.“ Unter anderem wohnt er mit Mannschaftskollege Leon Hilbert in einer WG.
Auch jetzt während der Corona-Krise ist Handball für den 26-Jährigen ein wichtiger Anker: „Das ist nach wie vor ein super Ausgleich. Während des Lockdowns im Sommer haben wir Mannschaftsabende über Videocalls gemacht und momentan bringt das Training, wenngleich auch hier Corona-Regeln eingehalten werden müssen, ein Stück Normalität in den Alltag.“
Mit einem reinen Spieler-Dasein gibt Michel sich übrigens nicht zufrieden. Er engagiert sich als Jugendtrainer, Zeitnehmer und Organisator: „Weihnachtsfeiern, Turniere, Heimspieltage, Klamottenbestellungen – solche Dinge können in einem Verein nur gewuppt werden, wenn jeder mit anpackt.“
Inzwischen hat die Mannschaft den ersten Teil des Trainings geschafft. Nach einem kleinen Aufwärmspiel, ein paar Kraftelementen und dem Einwerfen der Torhüter folgt nun der technisch-taktische Part, in dem Abläufe in Kleingruppen trainiert werden. Hierbei wird immer wieder beherzt in ein kleines Plastikgefäß am Spielfeldrand gegriffen. Michel erklärt: „Das ist der Harz-Topf. Da ist ein Kunstharz drin, das an Fingern und Ball verteilt wird. Dadurch kann der Ball besser gefangen und geworfen werden. Man hat damit ein besseres Ballgefühl und es ergeben sich z.B. weitere Wurfvarianten. Es macht den Sport einfach schneller und attraktiver. Ich kann mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, ohne Harz zu spielen.“
Bei der Frage, ob er sich vorstellen könnte, mal eine andere Sportart auszuprobieren, zögert der 26-Jährige. „Ich glaube im Moment eher nicht. Vielleicht irgendwann mal, wenn mein Körper sagt, Handball ist nicht mehr. Ich habe früher Judo gemacht – das könnte ich mir nochmal vorstellen. Aber im Moment ist Handball die klare Nummer Eins.“
Um 21 Uhr ist das Training schließlich vorbei. „Wer hat das Babyöl?“ fragt jemand. Michel erklärt: „Mit ein wenig Creme oder Babyöl löst sich das Harz ganz leicht von den Händen. Das ist nämlich eine sehr klebrige Angelegenheit.“ Nicht nur für die Hände – auch der Hallenboden muss geputzt werden. Doch wenn die ganze Mannschaft hilft, ist auch das zügig geschafft. Denn wie sagt man so schön? Viele Hände, schnelles Ende!
Handball-Infos
Handball-Regeln
• Handball wird Sieben gegen Sieben gespielt.
• Ein Handballfeld ist 40 m x 20 m groß.
• Drei Schritte darf man mit dem Ball in der Hand machen. Spätestens dann muss der Ball geprellt oder gepasst werden.
• Bei harten Fouls gibt es eine Zwei Minuten-Strafe.
• Der Bereich sechs Meter um das Tor herum darf nur vom Torhüter und nicht von den Feldspielern betreten werden.
Handball beim MTV
• 350 Mitglieder in der Abteilung Handball
• 16 Mannschaften
• 8 Hallen, davon 6 rechtsrheinisch und 2 linksrheinisch
Weitere Infos unter: www.handball-mtv.koeln
Text: Lena Glück