Ständig steigende Arbeitslosenzahlen, die 1983 erstmals über 2,5 Millionen stiegen, und leere Kassen bei Bund, Ländern und Gemeinden wirkten sich in den 80er Jahren auch auf die Situation der Sportvereine aus. Subventionen blieben aus, der Rotstift regierte, aber durch die sogenannten AB-Kräfte boten sich auch neue Perspektiven.

Anfang der 80er Jahre hatten die MTV-Mitglieder noch häufig Grund zum Feiern, denn das 130jährige Bestehen wurde am 25. Oktober 1980 mit einem Jubiläumsball in der Mülheimer Stadthalle gefeiert. Im Rahmenprogramm, komplett von den Vereinsmitgliedern durchgeführt, konnten sich neben den schon lange im MTV etablierten Trampolinspringern auch neue Trends im Vereinsleben präsentieren wie die Jazzgymnastikgruppe. Im selben Jahr zählte die erst seit fünf Jahren existierende Reha- und Behindertensportabteilung mit 600 Mitgliedern und 50 Sportgruppen zu den größten in der Bundesrepublik Deutschland. Der Leistungssport hatte auch Erfolge zu vermelden. So stieg die Basketball-Damenmannschaft in die Oberliga und die 1. Handballmannschaft 1981 in die Landesliga auf. In der Organisation von Großveranstaltungen genoss der Verein einen solch guten Ruf, das ihm die Austragung des Länderspiels der Volleyball-Frauen USA - BRD in der Kölner Sporthalle am 8. Juni 1981 übertragen wurde. Kurze Zeit später, am 4. Juli 1981,

machten die Trampolinspringer Luftsprünge vor den Domspitzen. Im Rahmen der Veranstaltung „Turnen, Tanzen und Spielen auf dem Roncalliplatz“ des Turngaus Köln machten die Trampoliner spektakuläre Werbung für den MTV Köln. Auch in den folgenden Jahren zog es die MTV-Luftakrobaten im Sommer auf die Domplatte.

Anfang 1982 thematisiert Pressewart Lothar Kirsch in einem Leitartikel zum Turnerspiegel die „Gefahren“ eines modernen Großvereins: „Das moderne Management hilft uns, die vielfältige Verwaltungsarbeit zu bewältigen. Aber ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ein Vereinsleben, eine Gemeinschaft lässt sich dadurch nicht herstellen. Die Entfremdung nimmt eher zu.“ Der Artikel schließt mit dem Appell, sich mehr ins Vereinsleben einzubringen und neue Möglichkeiten der vereinsübergreifenden Begegnungen zu schaffen: „Da sehe ich Möglichkeiten, wie wir aus dem Dienstleistungsbetrieb unseren Verein schaffen können.“

Personell gab es 1982 einige Neuerungen: Michael Zimmermann wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und blieb es für die nächsten 17 Jahre. Als neue Geschäftsführerin trat Christel Jezorek ihren Dienst an und als Abteilungsleiter für den Schwimmsport übernahm der spätere Vereinsvorsitzende Berthold Schmitt erstmals ein offizielles Amt im MTV Köln. Da die Hauptversammlung von 1982 eine Beitragserhöhung ablehnte und die Stadt Köln sowie der Landesportbund ihre Zuschüsse kürzten, musste der neue Vereinsvorsitzende Michael Zimmermann angesichts einer Finanzlücke von rund 40.000 Mark als erste Amtshandlung den Rotstift ansetzen. Das Konzept „rigoroses Sparen einerseits – Verbesserung des Sportangebotes und intensive Mitgliederwerbung andererseits“ gingen auf. Denn zu Beginn des Jahres 1983 war der Verein wieder schuldenfrei und die zuvor abgesunkenen Mitgliederzahlen stiegen wieder auf über 3.000 an.

Aber nicht nur im eigenen Verein engagierte sich der Vorsitzende Michael Zimmermann. Mit zwei anderen Vereinsmitgliedern stellte er 1984 die Hälfte des Vorstandes im Stadtbezirkssportverband Mülheim, dem Interessenverband der im Stadtbezirk ansässigen 70 Sportvereine, und beteiligte sich aktiv an der Kölner Sportpolitik. Für ein Projekt „Sport für arbeitslose Jugendliche“ schrieb der MTV Köln erstmals 1985 im Turnerspiegel eine Stelle im Rahmen der Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen (ABM) des Arbeitsamtes aus. Dies war der Auftakt für eine Reihe von Festanstellungen, meist für arbeitslose Diplom-Sportlehrer. Der MTV konnte die teilweise hochqualifizierten Kräfte nur deshalb einstellen, weil das Arbeitsamt zwei Jahre lang die Gehälter der zuvor mindestens ein Jahr arbeitslosen AB-Kräfte übernahm. Allerdings wurden später auch einige Mitarbeiter langfristig übernommen.

Die nächsten Jahre waren durch Gründungen von Abteilungen und Sportgruppen gekennzeichnet. So wurden 1984 eine Sportkletterabteilung und die 1. Kölner Diabetiker Sportgruppe gegründet. Die Reha- und Behindertenabteilung erweiterte ihr Angebot 1985 um Therapeutisches Reiten und 1989 um eine Tischtennis-Gruppe für asthmakranke Kinder. Eine spezielle Abteilung für Senioren wurde 1988 ins Leben gerufen. Mit dem TV Dellbrück gründete der MTV Köln schließlich 1989 die Handball-Spielgemeinschaft „SG MTVD Köln“. So vielfältig wie die Abteilungsgründungen waren in den 80er Jahren auch die sportlichen Erfolge. Daher können hier nur wenige genannt werden. So schwamm Karen Gesierich 1984 bei den Deutschen Schwimmmeisterschaften für Behinderte zweimal Weltrekord über 100 und 400 m Rücken. Zwei Jahre später holt die Behindertenabteilung bei den Weltmeisterschaften (Leichtathletik u. Schwimmen) 1986 in Göteborg/Schweden 6 x Gold, 2 x Silber und 1 x Bronze. Im selben Jahr gewannen die Kunstturnerinnen die Deutschen Vereinsmeisterschaften. Den größten sportlichen Erfolg der Vereinsgeschichte errangen 1988 bei den Olympischen Spielen für Behinderte (Paralympics) in Seoul, Holger Wölk, Michael Quickert, Axel Hecker und Udo Pützer. Sie brachten insgesamt 4 Goldmedaillen, 4 Silber- und 6 Bronzemedaillen mit nach Mülheim. Weitere Medaillen bei nationalen und internationalen Wettbewerben sowie Ehrungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene folgten.

Im letzten Jahr der 80er beschritt der MTV Köln noch einen völlig neuen Weg. Angesichts der ständig steigenden Anzahl von Abteilungen präsentierte der Verein einen Katalog von neuen Sportangeboten, um kurzfristig auf Nachfragen und Trends reagieren zu können. Das Programm reichte von Kleinkinderschwimmen, Steptanz und Bewegungstheater über Judo, Damenfußball oder Wirbelsäulengymnastik bis hin zu Yoga, Kegeln und der Integration von Aus- und Umsiedlern.

Das geschah sonst noch in Köln

1980    Papst Johannes Paul II. besucht Köln zum 100jährigen Jubiläum der Domvollendung
1981    Fernmeldeturm „Colonius“ eingeweiht
1982    Rheinufertunnel fertiggestellt
1983    Space Shuttle „Enterprise“ landet auf Köln-Bonner Flughafen
1984    Rheingarten eröffnet
1985    Erste Folge der „Lindenstraße“ wird ausgestrahlt
1986    Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig als größter Museumsbau Deutschlands eingeweiht
1987    Prinz Charles und Prinzessin Diana besuchen Köln
1988    RTL plus sendet aus Köln und Michael Jackson lockt 70.000 Fans ins Müngersdorfer Stadion
1989    Sowjetischer Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow besucht Köln